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Türkei-Urlaub: Wirbel wegen Sexarbeit im "Thailand für Frauen"

Gerade in Bodrum sind viele Sexarbeiter unterwegs.
Gerade in Bodrum sind viele Sexarbeiter unterwegs.Bild: IMAGO images / Pond5 Images
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"Thailand für Frauen": Sex-Urlaub-Hotspots sorgen in der Türkei für Aufregung

Einige Frauen aus dem Westen zieht es in die Türkei, allerdings nicht wegen des herrlichen Klimas. Sie kaufen sich Sexarbeiter. Das sind die Hintergründe.
29.06.2025, 14:2029.06.2025, 16:12
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Sextourismus ist in vielen Ländern ein Problem, ein Katalysator für Menschenhandel, für Gewalt, für gnadenlose Ausbeutung. Letztere fußt nicht nur auf den Strukturen, die Menschen zur Prostitution zwingen, sondern auch auf den Freier:innen. Sie machen sich, ob bewusst oder unbewusst, die ihnen durch derlei Strukturen eröffneten Machtverhältnisse zu Nutze, um über jemanden zu verfügen. Ehrliche Sympathien spielen dabei keine Rolle.

Zwar sind es meist Männer, die sich das zunutze machen, etwa in Thailand, doch es gibt auch Frauen, die ebenso auf die Dienstleistungen zurückgreifen. Zum Beispiel in der Türkei.

Warum Männer in der Türkei Sexarbeiter werden

An den türkischen Badeorten von Alanya bis Bodrum finden sich populäre Märkte für Frauen westlicher Staaten, die sich "besondere" Dienstleistungen kaufen wollen. Eine Besucherin bezeichnete etwa die türkische Stadt Marmaris gegenüber "The Sun" auch als "Thailand für Frauen". Es handelt sich um informelle Geschäfte mit Kellnern oder Animateuren, die häufig Zeit und Körper für Geschenke oder Geld zur Verfügung stellen.

Für mehrere Wochen schlüpfen sie in die Rolle, des aufmerksamen Liebhabers. Festpreise gibt es nicht, da diese die Illusion einer freiwilligen Liebesbeziehung gefährden könnten, schreibt der "Tagesspiegel".

Eine Frau sagt der Zeitung nach so einem Geschäft: "Er hat mir gezeigt, dass ich noch begehrenswert bin; das hat mir gutgetan." Von einem Animateur aus Bodrum heißt es, den Männern sei egal, wie die Frau aussehe oder wie alt sie sei, sie gehen mit ihr, weil sie Geld brauchen.

Seit es in der Türkei Tourismus gibt, sind auch derlei Märkte vorhanden. Mittlerweile gebe es, schreibt der "Tagesspiegel", sogenannte "Fun Pubs", in denen Männer halbnackt tanzen. In aller Regel handele es sich um Saisonarbeiter, die aus bitterer Armut stammen.

Nicht nur, dass sie durch ihre materiellen Verhältnisse in die Tätigkeiten gezwungen werden, allein um zu überleben, sie werden schließlich auch noch rassistisch angegangen. Da viele der Arbeiter aus kurdischen Gebieten stammen, unterstellt die "Türkiye Today" ihnen eine Neigung zu kriminellen Aktivitäten und Bandenzugehörigkeit. Sie naturalisiert die Problematik, macht sie zu etwas Angeborenen. Gedanken, die einer vollständig widerlegten Rassenideologie entspringen.

Mehmet Yilmaz von "T24" widerspricht der Annahme, sagt, diese Arbeiter "zählen zu Millionen jungen Leuten, die vom türkischen Bildungssystem ohne jede Qualifikation auf die Straße entlassen werden". Es sei ihnen schwer zu verdenken, dass sie sich Urlauberinnen anbieten, die auf der Suche nach Sex in die Türkei kommen.

Sex-Tourismus in der Türkei: Ausweg aus der Armut

Ein Betroffener sagt dem "Tagesspiegel": "Viele Urlauberinnen hier wollen einen jungen Kerl. Weil wir aus dem Osten und aus armen Verhältnissen stammen, bietet uns das einen Ausweg aus der Armut."

Gefährlich wird es für die Sexarbeiter dann, wenn ihre Tätigkeit publik wird, was kürzlich der Fall war. Mehrere Videos aus diesen "FunPubs" kamen ins Internet. Da die Männer aus ultrakonservativen Dörfern stammen, können die Clips, in denen sie leicht bekleidet Frauen beeindrucken, erhebliche Konsequenzen wie Ausgrenzung mit sich bringen. Auf die Veröffentlichung folgten auch mehrere Razzien in den Clubs.

Mehrere feministische Stimmen, etwa die niederländische Soziologin Saskia Wieringa, bezeichnen Sextourismus als Fortführung einer kolonialen Ausbeutungskette. Strukturen, die Menschen in Klassen teilen, sie einer Verwertungslogik unterwerfen und sie zwingen, ihren Körper in letzter Instanz zum Gebrauchswert zu machen. Sie werden leider von den Nutznießer:innen nicht wirklich beachtet. Und damit auch nicht die brutale Ungerechtigkeit, von der sie profitieren.

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